Kommunikation mit Funkgeräten

  • Hallo Leute,


    ich wollte mal fragen, wie die Kommunikation bei euch über Funkgeräte abläuft. Bei uns im Betrieb halten wir uns an die PDV/DV 810. Allerdings sind arbeiten wir auch sehr oft mit anderen Firmen bei Veranstaltungen oder im Objektschutz zusammen. Und wenn ich deren Kommunikation höre, wird mir ab und an schlecht.


    Normalerweise wird ein Anruf mit dem Rufnamen des gerufenen dann dem Wort "von", dem eigenen Funkrufnamen und dem Wort "kommen" abgesetzt. Und der andere antwortet mit "Hier", seinem Funkrufnamen und "kommen".


    Daran, dass das "von" durch ein "für" ersetzt wird, habe ich mich schon fast gewöhnt. Nun gibt es aber auch Leute, die mit Eigenem Rufnamen an Zielrufname anrufen. Oder den Zielrufnamen ins Funkgerät schreien, als ob die gerade mit Fackeln und Heugabeln von der Meute gejagt werden. Aber am geilsten sind immer noch die Leute, die anfangen zu sprechen, dann den Knopf drücken, und jetzt erst das Funkgerät zum Mund führen... und noch bevor die aufgehört haben zu Sprechen, den Knopf wieder loslassen.


    Offenbar sind das alles Leute, denen man einfach das Funkgerät in die Hand gedrückt hat, ohne Ausbildung bzw. Einweisung. Wie geht ihr mit solchen Leuten um.

  • Ich dachte schon, ich bin der Einzige, der sich darüber Gedanken macht und aufregt.


    Leider musste ich die Erfahrung machen, dass dem Großteil nicht bewusst ist, wie wichtig Kommunikation ist.
    Funk? Was soll ich damit? Muss ich das auch noch mitschleppen? Ich hab doch ein Handy...


    Normalerweise würde ich denen gerne demonstrieren, wie vernünftiger Funkbetrieb abläuft - entsprechend der PDV.


    Wird aber nur der kleinste Teil verstehen, akzeptieren und sich dran halten.


    Man kann es denen nur vorleben, sie ausbilden, sie darauf hinweisen - und mit ihren Fehlern ggf. konfrontieren.


    "Wenn es alle richtig machen, kannst Du das bestimmt auch, oder?"


    Mach eine Zusammenfassung fertig. Bastel eine Art "Durchführungsanordnung Sprechfunk".
    Lass das Teil verbindlich werden und schule und präge das Personal so oft es nur geht.


    Kommt es zu Zusammenarbeit kommt, gib den anderen Unternehmen deine Ausarbeitung an die Hand. Stell Regeln auf. Erstelle einen "Funkplan" bzw. ein Rufnamenverzeichnis und gib den Leuten das an die Hand.
    Bestimmte Positionen = wiederkehrende Rufnamen.
    Arbeite damit. Immer. Dann schleift sich das vielleicht ein.

  • Ich rege mich da schon lange nicht mehr drüber auf... anfangs ja. Bis mir dann recht schnell bewusst wurde, dass nur wenige im Bewachungsgewerbe einen Sprechfunklehrgang bei Behörden oder auch der freiwilligen Feuerwehr haben.
    Woher also sollte der Grossteil wissen, wie?


    In meinen bisherigen Tätigkeiten konnte ich - mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - über einen langen Zeitraum so etwas wie Funkdisziplin und ordentlichen Funkverkehr, zumindest ähnlich dem der BOS-Dienste, etablieren.


    Stetige Arbeit kann sich durchaus lohnen.

    "Was ich anpacke, klappt immer..... ...manchmal
    Mike Lowrey - Bad Boys


    Team_Signatur

  • Zitat von stinkefuchs


    Arbeite damit. Immer. Dann schleift sich das vielleicht ein.


    Irgendwie glaube ich nicht daran, evtl. tatsächlich bei Objekten, in denen man was zu sagen hat.


    Ein Beispiel:
    Im vergangenen Sommer war ich bei einem großen Konzert und bei zwei Festivals mit dabei. Bei jedem Einsatz wurde dem Sicherheitspersonal eine Fibel ausgegeben (und vorher per Mail verschickt) mit den FAQs, den Dienstanweisungen, etc. In den Dienstanweisungen standen dort die beiden Zentralen mit dem Funkrufnamen drin. Am Einsatzort haben wir dann auf einem Zettel den eigenen Funkrufnamen bekommen sowie die Funknamen der Zentralen und des zuständigen Supervisors.


    Mal vorab: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Synonyme für den Begriff "Leitstelle" gehört. Mal war es die Zentrale, Leitzentrale, Sicherheitszentrale, etc.


    Ich habe noch bei keiner einzigen Veranstaltung einen Funkplan bekommen.
    Und wenn ich z.B. als Tagschicht das Funkgerät der Nachtschicht übernommen habe und mich bei der Leitstelle angemeldet habe, hatte ich schon ein komisches Gefühl. "Die Tagschicht hat nun das Funkgerät der Nachtschicht übernommen und meldet sich im Sprechfunkverkehrskreis an". Allerdings wurde meine Bitte um Auflistung aller Sprechfunkstellen mit einem "Was willst du?" beantwortet - nach dem Motto "es geht dich nichts an".


    Ach ja, noch schlimmer finde ich es, wenn ich jemanden anfunke, der andere antwortet dann nicht und wenn man dann weitere Teilnehmer trifft, sagen die mir dann, dass xyz mich versucht hat zu erreichen, da die Leute immer noch das Schema nicht verstehen.


    Und wieso war der andere Teilnehmer nicht erreichbar? Weil er das Funkgerät in die Jackentasche gesteckt hat. Und wer glaubt, dass der Herr dazugelernt hat und seit dem das Teil irgendwo anders hat, der Irrt. Noch am gleichen Tag war die Streife wieder nicht oder beim 2. oder 3. Anruf erreichbar, weil das Funkgerät wieder in der gleichen Tasche steckte. (Oder weil der Teamleiter das Funkgerät ausgemacht hat, um in seinem Büro zu beten - und uns kein Wort gesagt hat.)

  • Funkdisziplin ist so eine Sache.... schon in die eigenen Leute schwer zu bekommen, aber wenn Du dann noch Mitarbeiter vom SUB hast..... wobei wir uns bei denen ne Trupppe aufgebaut haben die recht fit ist und auch das funken hinbekommt ;)

  • Als ich vor 10 Jahren noch auf Veranstaltungen war, haben die sogar Kingeltöne usw. ins Funkgerät trällern lassen... Da haben sogar die Chefs mit gemacht...

  • Zitat von DannyF95

    Als ich vor 10 Jahren noch auf Veranstaltungen war, haben die sogar Kingeltöne usw. ins Funkgerät trällern lassen... Da haben sogar die Chefs mit gemacht...


    Das machen die Chefs heute auch noch und schieben dann die Schuld auf einen Mitarbeiter, als ob er die Musik in den Funkverkehr eingespielt hätte. Klappt aber mit dmr nicht mehr so gut.


    Es ist aber auch kein Problem, wenn man sonst vernünftig kommuniziert, denn für den Notfall gibt es Priority Calls auf einem zweiten Timeslot. Und wenn es zu viel wird, kann ich auch das Funkgerät Remote abschalten.


    Mich regt momentan aber eher die Technik auf, die nicht funzt. Hab gerade bei einem Auftrag mit 10 Leuten 4 Funkgeräte. Zwei davon sind direkt geschaltet. Zwei weitere brauchen einen tonruf, damit sie etwas ausspucken. Deshalb muss man von zwei Geräten aus jeweils den anderen anwählen. Die anderen zwei können aber zuhören. => Mist! Deshalb habe ich meine Geräte mitgebracht. Im Team habe ich die hytera pd785 verteilt und der Teamleiter hat das Motorola DP4800 bekommen.


    Gegen Ende der Schicht habe ich beobachtet, wie der Teamleiter sich mit einem Herren unterhalten hat und mit dem Funkgerät wild herumgefuchtelt hat. Das 600€ Gerät ist ihm dabei zwei Mal aus einer Höhe von 1,5 Metern voll auf die Front gefallen, auf Pflastersteine. In dem Moment dachte ich mir auch, dass so ein Wichser es nicht verdient hat, meine Technik zu nutzen, wenn er so mit meinem Eigentum umgeht.

  • Gut programmiert...nicht.


    Ich würde einen Teufel tun und meine Geräte einbringen, wenn es keinerlei Wertschätzung gibt.
    Oder dem Macker mal dem Preis eines neuen Gehäuses mitteilen. Die werden relativ schnell bleich im Gesicht, wenn sie erfahren, dass alleine das Gehäuse wahrscheinlich mehr kostet, als ihre zusammengeschusterten Analog-Klumpen...


    Prinzipiell muss die Kommunikation funktionieren. Das liegt nicht zwangsläufig an der Hardware, sondern an dem Menschenmüll dahinter. Sowohl in der Programmierung, als auch in der Anwendung.

  • Zitat von stinkefuchs


    Ich würde einen Teufel tun und meine Geräte einbringen, wenn es keinerlei Wertschätzung gibt.


    Was ist die Alternative? Auf eine vernünftige Kommunikation verzichten?


    Zitat von stinkefuchs


    Gut programmiert...nicht.


    Die Dinger mögen irgendwie gut programmiert sein, wurden aber aus einer Funkanwendung rausgenommen. Und die Funktionen, die ein Repeater bzw. eine Basisstation erfüllt, ist einfach weggefallen. Ach ja, es sollten übrigens neue Geräte kommen... Seit 3 Monaten...


    Zitat von stinkefuchs


    Prinzipiell muss die Kommunikation funktionieren. Das liegt nicht zwangsläufig an der Hardware, sondern an dem Menschenmüll dahinter. Sowohl in der Programmierung, als auch in der Anwendung.


    Ach ja, eins habe ich noch vergessen zu schreiben. Auf den Geräten sind drei Kanäle programmiert. Kanal 1 ist eine Frequenz, die fest für ein Fußballstadion vergeben wurde, Kanal 2 und 3 sind Wanderfrequenzen. Auf zwei Geräten komplett offen, auf anderen zwei mit Tonruf. Ursprünglich waren wir auf Kanal 2, da uns aber eine Zeit lang ständig irgendwelche Bauarbeiter dazwischengefunkt haben und Kanal 3 auch belegt war, hat der Teamleiter (ein anderer) beschlossen, auf Kanal 1 zu gehen, da der frei ist.


    Doch der Teamleiter wollte davon nichts wissen, da man Kanal 1 einstellen kann, wird Kanal 1 eingestellt. Fertig!

  • Hallo Leute,


    ich bin durch Zufall über den etwas älteren Blog hier gestoßen, denke aber, daß dieser hier "zeitlos" ist.
    Da ich selbst vornehmlich als technischer Dienstleister in Sachen Funktechnik für diverse Sicherheits-
    einrichtungen tätig bin, kann ich von den Problemen auch ein Lied davon singen.



    Zunächst einmal muß man ganz klar sagen, daß Einsatzkräfte, die Funkanlagen bedienen und Funkverkehr (insbesondere bei Großlagen) durchführen sollen, hierzu auch ausreichend geschult werden müssen.


    Da wäre einmal der Umgang mit den Gerätschaften, aber auch die Durchführung des Funkverkehrs, u.a.


    - wie rufe ich jemenden
    - wie erfolgt die Anrufantwort
    - klare und präzise Abfassungen von Lagemeldungen
    - klare Anforderung von Einsatzmitteln/Kräften


    Das wird in der Tat bei jeder freiwilligen Feuerwehr, im KatS (THW, Deichverteidigung) im Rettungsdienst
    (Rotkreuz, DLRG) durchgeführt - und zwar tws. als mehrtägiger Sprechfunklehrgang.



    Allerdings hapert es häufig schon an den Sprachkenntnissen von einigen Zeitgenossen, aber auch an operativ-taktischem Basiswissen - auch wie es bei anderen Einrichtungen abläuft.



    Daher kann man nur sagen:


    Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung (und auch mal eine Funkübung mit den Kollegen).



    In einem Ernstfall muß die Einsatzkraft auch mal in der Lage sein, ihr Endgerät von RMO/TMO auf DMO
    zu schalten oder eine Rufgruppe bzw. einen Kanal zu wechseln, wenn die Einsatzlage dies erfordern sollte.
    Der Funkteilnehmer sollte schon in etwa wissen, wie die technischen Abläufe sind, um die technischen
    Stärken und Grenzen seines Endgerätes zu kennen.



    Viele Grüße


    Thorsten aus Hamburg

  • Hallo Thorsten,


    stimmt, die Ausbildung ist alles. Nur hast du im Sicherheitsbereich (ich rede jetzt von den üblichen Bereichen, wie z.B. Veranstaltungsschutz, Flüchtlingsheim-Bewachung, etc. Nicht von wichtigen Bereichen, wie Kernkraft oder auch GWT, wobei bei GWT selten Funkgeräte eingesetzt werden) leider nur wenige Mitarbeiter angestellt sind, die sich ausbilden bzw. weiterbilden möchten.


    1) Ich bin überhaupt froh, wenn die Mitarbeiter Deutsch und deutlich sprechen können.
    2) Dann hast du den Faktor Disziplin. Ich habe viele SMA kennengelernt, die das Funkgerät beiseite legen oder es einfach ausschalten.
    3) Dann hast du noch die Verantwortung. Ich habe einige SMA kennengelernt, die direkt gesagt haben, dass die kein Funkgerät möchten, da sie keine Verantwortung dafür übernehmen möchten.
    4) Dann wäre da noch die Bedienung der Geräte. Wie oft hat man jemanden, der die ganze Zeit aus Versehen auf der Sprechtaste ist?


    Das sind alles Faktoren, die hast du bei einem FFler oder THWler einfach nicht. Da hast du motivierte Leute, die freiwillig mit dabei sind.


    Und dann hätten wir noch den Bereich der Technik. Sicherheitsunternehmen möchten Geld sparen, wo es nur geht. Wenn die neue Funkgeräte anschaffen, dann werden die nach einem bestimmten Schema programmiert, als Eierlegende Wollmilchsau. So hatte ich in einer Unterkunft dann total wild programmierte Funkgeräte mit 5-Ton Ruf, bei denen die Leute sich nicht gegenseitig anfunken konnten. Und Geld für eine Umprogrammierung gab es auch keins.


    Und wenn wir schon bei der Technik sind....
    Manchmal wird einfach Technik gekauft, die nicht funktioniert. So wurde an einem Objekt von analogem Funk auf NEXEDGE umgestellt. Und was ist? Am den am weitesten entfernten Punkten gibt es nun keine Funkverbindung mehr. Vorteile 0, aber tolle neue Technik.


    Ach ja und da wären noch irgendwelche Firmen, die einem ein Baofeng Funkgerät in die Hand drücken, das sichtbar auf irgendeine Frequenz im illegalen Bereich programmiert ist und man gezwungen wird, es zu nutzen (oder die Sachen zu packen und zu gehen).


    Jaja, Sicherheitsdienst und Funk - nicht einfach!

  • Hallo D_R,


    ich gebe Dir völlig Recht - man tws. wirklich das Problem mit irgendwelchen unterbelichteten Menschen,
    die kaum 2 Sätze zusammenhängend und deutlich sprechen können.


    Ich hatte 2 Sicherungsgruppen von FlüUK funktechnisch zu betreuen.
    Da hatten wir Funktechnik leihweise zur Verfügung gestellt - die große Rechnung kam am Schluß, da mehrere
    Geräte im Ar... waren.


    Bei den Typen dachte ich, ich befinde mich im Auslandseinsatz in Afghanistan oder Timbuktu zum Schulen von Einsatzkräften, wobei meine "Opfer" zumindest Englisch sprechen konnten...
    ...und die nicht.


    Ich denke aber, es liegt hier im wesentlichen bei der Personalauswahl und natürlich auch in der Führung.
    (Der Fisch stinkt immer vom Kopf)




    Derzeit betreue ich mehrere Si-Einrichtung in Hamburg, die jetzt komplett auf Digitalfunk setzen und wo
    die jeder MA "sein" Endgerät bekommt, für welches er persönlich gerade stehen muß. Und die Leute werden auch geschult - allerdings, weil der AG das auch so möchte.


    Das liebe Geld spielt natürlich auch eine Rolle - klar!
    Das sehe ich derzeit überdeutlich!


    Gibt hier manchmal erhebliche Diskussionen darüber, wer welche Kosten zu tragen hat.
    Der SD hat kein Budget, der AG will alle Kosten auf den SD abwälzen.
    Habe tws. daher Objekte mit mehreren Kostenstellen (AG, SD, HT)


    Häufig wird aus diesen Gründen auch gemietet und das ganze dann auf den AG irgendwie abgewälzt.



    Wer glaubt, mit Baofeng die richtige Wahl getroffen zu haben, dem ist nicht mehr zu helfen.
    (Kostet in China 15 EUR beim Händler)
    Die kommen aber später, wenn sie merken, daß der Sch... nicht funktioniert oder die BNetzA zu
    Besuch war...



    Insgesamt muß ich sagen, daß damals doch mehr Wert darauf gelegt worden ist, qualitativ hochwertige
    Technik auszugeben. So habe ich früher selbst viel mit Motorola und Bosch zu tun gehabt, tws. auch Storno.
    Da hat auch keiner gemosert - es wurde benötigt und beschafft - fertig.


    Ich selbst arbeite heute hauptsächlich mit Hytera (DMR-Protokoll), wo ich Facherrichter bin und zeichne
    verantwortlich für das digitale Sicherheitsfunknetz Hamburg.



    Viele Grüße


    Thorsten *wachmann*

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