Müssen SMA immer den Helden spielen?

  • Hallo,


    ich möchte euch mal eine Frage stellen. Ich hatte letztens ein Seminar und auch in der letzten Nachtschicht stieß ich mit dem Thema auf Widerstand. Beides Mal ging es darum, dass „uns“ die bösen Jungs aus dem Hinterhalt angreifen können.


    Mein bestes Beispiel ist die deutsche Polizei. Kommt es zur Schlägerei zwischen zwei Leuten, kommen gleich 2-3 Fahrzeuge raus. Letztens hatte ich eine Verhaftung inkl. versuchtem Totschlag / Mord. 5 Fahrzeuge waren da unterwegs, 12 Leute. Und zwar warten die Einsatzkräfte, bis der Rest da ist, erst dann gehen die zusammen rein, sichern sich gegenseitig ab, etc.


    Im Sicherheitsdienst haben wir zwei Möglichkeiten jemanden festzunehmen. Einmal ist es nach §127 StPO oder nach §229 BGB. Allerdings haben wir den Vorteil gegenüber der Polizei, dass wir Straftaten nicht verfolgen müssen.


    Und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich bin der Meinung, dass wir SMA mehr auf unsere eigene Sicherheit achten müssen. Wenn wir eine Straftat beobachtet haben, dann nehmen wir nur dann den Täter fest, wenn es 100% safe für uns ist. Wir haben außer einem Pluspunkt für das eigene Ego keine Vorteile durch eine Festnahme, eher Nachteile. Der Täter könnte uns verletzen oder im späteren Verlauf könnte es rechtliche Probleme geben.


    Andere SMA sind da einer anderen Meinung. Die möchten eher den Helden spielen als auf die eigene Sicherheit zu achten. Und legen sich dann mit irgendwelchen Junkies an, die bis oben hin voll sind und erzählen dann Geschichten, wie die den Typen kaum gebändigt gekriegt haben, weil er sich so gewehrt hat und keine Schmerzen gespürt hatte.


    Was meint Ihr zum Thema?

  • Zitat von Berliner

    und wir werden nicht dafür bezahlt uns in Gefahr zu begeben.


    Kommt drauf an... es gibt da durchaus auch Wachleute, die dafür bezahlt werden. Stichwort "hinhaltender Widerstand". Schon mal gehört, wo das zur Pflicht des Wachmanns gehört?


    Aber allgemein hast Du natürlich Recht.
    Allerdings sieht das der Kunde oft ganz anders. Ich habe da schon öfter die Erwartungshaltung beim Kunden etwas... sagen wir mal "korrigieren" müssen.

    "Was ich anpacke, klappt immer..... ...manchmal
    Mike Lowrey - Bad Boys


    Team_Signatur

  • Zum Thema "hinhaltender Widerstand" fällt mir momentan hauptsächlich die Kerntechnik an. Oder gibt es ihn bei militärischen Objekten auch?


    Aber selbst in der Kerntechnik ist ein SMA nicht dazu verpflichtet, den Helden zu spielen und sein Leben für etwas unnütz zu opfern. z.B. wenn der Gegner waffentechnisch total überlegen ist.


    Insgesammt meine ich aber etwas anderes:
    Nehmen wir mal an, dass Achmed mit einem Bombengürtel vor einen KKW auftaucht und den SMA mit "Silence! I Kill You!" bedroht. Auf einmal klingelt sein Handy, ISIS ist dran und bietet ihm 75 Jungfrauen und eine Tüte Datteln. Also überlegt es sich Achmed anders und verzichtet auf den Anschlag am KKW.


    Dann müssen die SMA jetzt nicht noch selbst hinterherrennen um Achmed zu überwältigen.

  • Es liegt doch an einem selber. Ich bin Zeuge geworden, wie ein betrunkener Randalierer Spiegel abgetreten hat. Ich habe sofort die 110 gewählt. Soweit so gut. Der Typ ist abgehauen und wurde nicht erwischt. Eigentlich hab ich alles richtig gemacht. Passiert halt. Nun ärgere ich mich, dass ich den nicht gepackt habe. Dann hätten die Geschäden eine Täter, den sie zur Kasse bitten könnten. Manchmal ist richtig eben doch nicht richtig. Meiner Pflicht bin ich durch den Anruf nachgekommen.

  • Ich möchte dir mal eine Gegenfrage stellen.
    Was wäre denn passiert, wenn der Typ auf dich losgegangen wäre? Evtl. sogar mit einem Messer, OC oder sonst etwas? Dann hättest du Verletzungen riskiert, nur um fremdes Eigentum (bzw. Geld) zu schützen, für das du nicht einmal eine Garantenpflicht hast.


    Darwin lässt grüßen!

  • mit Darwin hat das mal nur sehr begrenzt zu tun, wir könnten nun auch argumentieren das wir, als erfahrende Mitarbeiter im Sicherheitsgewerbe durchaus in der Lage sind die Brisanz einer Situation realistisch einzuschätzen (und dabei auch vollkommen falsch liegen können, kommt vor) Darwin würde ich ansetzen, wenn ich mit nem Messer zur Schiesserei von nem Kunstschützen gehe

  • Sorry, aber ich sehe da dennoch ein praktisches Problem.
    Wenn ich privat unterwegs bin, habe ich in der Regel keine Ausrüstung bei mir. (Da es in letzter Zeit immer wieder übergriffe auf SMA aus Flüchtlingsunterkünften gab, die in der Stadt unterwegs waren, muss ich mir mal überlegen, nicht mal ne SSW mitzunehmen.)


    Jetzt haben wir den Typen, der die Spiegel abtritt. Was machen wir mit ihm? Klar, rein rechtlich nehmen wir ihn fest, damit die Polizei sich um ihn kümmern kann. Das bedeutet, dass wir eh die Polizei vor Ort brauchen. Was macht es also für uns für einen Sinn, wenn wir den Typen selbst anquatschen, was evtl. schiefgehen kann?


    Ich finde eine durchaus bessere Idee, wenn man die Polizei Ruft und vor Ort einfach bleibt und die Situation beobachtet. Oder den Typen unauffällig verfolgt.

  • Zitat

    Ich finde eine durchaus bessere Idee, wenn man die Polizei Ruft und vor Ort einfach bleibt und die Situation beobachtet. Oder den Typen unauffällig verfolgt.


    Ist für mich genauso relevant und "kann" auch gefährlich werden.... "Hey schau mal, der ruft die Bullen...."

  • Hallo,



    was willste mit einer

    Zitat

    Wenn ich privat unterwegs bin, habe ich in der Regel keine Ausrüstung bei mir. (Da es in letzter Zeit immer wieder übergriffe auf SMA aus Flüchtlingsunterkünften gab, die in der Stadt unterwegs waren, muss ich mir mal überlegen, nicht mal ne SSW mitzunehmen.)


    Schreckschuß-Waffe ???.......


    Was zum Thema:
    http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/64017/3062695



    http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65854/3046819


    http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50510/3066897


    http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/70116/3064606

    "Wo wir sind klappt nichts.........aber wir können nicht überall sein........"

  • Zitat von Frank


    Schreckschuß-Waffe ???.......


    Ja. Und ja, ich kenne die Meinung vieler. Ich komme da mit einer SSW und der andere mit einer scharfen Knarre. Ist bei Asylanten bisher noch nicht passiert. Die andere Variante kann sich jeder vorstellen, über die ich mittlerweile auch schon nachdenke.


    Zitat von Fump


    Ist für mich genauso relevant und "kann" auch gefährlich werden.... "Hey schau mal, der ruft die Bullen...."


    Einen Moment. Für einen Interventionsversuch benötigen wir die 110er Jungs und Mädels. Das bedeutet, wenn wir überhaupt anfangen etwas zutun, dann ist es zum Telefon zu greifen. Und das kann auch aus sicherer Entfernung geschehen.


    Und im Worst Case einfach so abhauen, z.B. bei Rot-Weiß. Da würde ich auch nicht wollen, dass mein Name irgendwo in den Ermittlungsakten auftaucht.

  • Kommt natürlich immer auf die Situation an, aber man verlässt sich doch in gewisser weise auf das Sicherheitspersonal und der Beruf ist, wie auch andere in diesem Bereich, gefährlich. Ich verlange von niemanden in eine Waffe zu laufen, oder eine Person unnötig zu provozieren, aber Intervention ist der Job und sollte man vom Sicherheitsdienst erwarten können.

  • Zitat von Roz

    Kommt natürlich immer auf die Situation an, aber man verlässt sich doch in gewisser weise auf das Sicherheitspersonal und der Beruf ist, wie auch andere in diesem Bereich, gefährlich.


    Wer verlässt sich auf das Sicherheitspersonal?
    Und was meinst du mit verlassen? Denn "verlassen" kann in meinen Augen auch bedeuten, dass der SMA beobachtet und meldet. Und sich nicht auf irgendwelche Provokationen einlässt, damit er morgen immer noch gesund ist und beobachten und melden kann.

  • ..... damit er morgen immer noch gesund ist und beobachten und melden kann.


    das ist genau die richtige Aussage! "Melden macht frei und beschäftigt andere" Ich kenne so viele, die selber nach Einschreiten bzw Unterbinden selber verletzt wurden. Und was hat es am Ende gebracht: Krankenhaus, Narben, zusätzliche Kosten und Zeitaufwand und der Verursacher war natürlich nicht mehr ermittelbar. Die Aussage hätte ich doch... ist dann wohl zu spät.


    Mir persönlich haben sie mal als Zeichen der Macht mein Autodach mit Gummibärchen voll geklebt und da ich als Hundeführer unterwegs war, einen wichtigen Zugangsweg mit zerbrochenen Bierflaschen zugepflastert.


    Grüße bertis

  • Ich gebe euch da vollkommen recht, an erster Stelle kommt die eigene Sicherheit und wie ich schon geschrieben habe, kommt es außerdem FÜR MICH auf die Situation an.


    Sachwerte bzw. Objekte sind mir schnuppe, durch die Präsenz vom Sicherheitspersonal lässt sich schon viel verhindern und im Zweifel versuche ich durch eine ausgiebige Täterbeschreibung bzw. Aussage, der Polizei zu helfen und soviel aus der Ferne zu beobachten, wie nur möglich.


    Sollte ich durch mein Einschreiten ein Menschenleben "retten" oder schlimmeres verhindern können, sehe ich das als meine Pflicht! Ich war Jahre bei der Bundeswehr und habe immer wieder Kameraden erlebt, die nur auf Grundlage eines sicheren Arbeitsplatz Soldat geworden sind. Im Einsatz kann man sich auf diese Kameraden nicht verlassen, sie haben keine Interesse ihren Arsch in Gefahr zu bringen und so steht man im schlimmsten Fall mit einem eingeplanten Mann weniger da. Ich kann solche Kameraden gut verstehen, doch haben sie sich den falschen Beruf ausgesucht.

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