Stichhemmende Westen - Welche Messer?

  • Hallo,


    wir hatten letztens ein Gespräch, in dem es um stichhemmende Westen ging. Klar, jeder Schutz ist besser als kein Schutz. Doch dann kamen auf das Thema Messer zu sprechen. Mein altes Dienstmesser beim THW war ein Hatamoto von Cold Steel. Hier ist ein Video des Herstellers. Hier zeigt er, wie das Messer relativ problemlos die Motorhaube eines Autos durchsticht. Leider wurde mir das Messer irgendwann gestohlen. Mein aktuelles Messer ist das MF3T BC von Extrema Ratio. Auch ein Biest, das überall durchgeht und alles durchtrennt.


    Nun, ich habe ehrlich gesagt Zweifel, dass viele Schutzwesten das Messer abhalten, wenn jemand tatsächlich ausholt und mit voller Masse zusticht.


    Allerdings ist auch die Frage, vor welchen Messern man sich bei einem Dienst schützen sollte.


    Bei meiner Arbeit im Flüchtlingsheim sind die Leute tatsächlich zwei Mal mit einem Messer und ein Mal mit einem Dosendeckel auf mich los. Das eine Mal war es ein Schälmesser, wie dieses hier und das andere Mal war es ein Teppichmesser.


    Klar, dass beide eine Schutzweste nicht durchdringen können. Aber ist das die Regel? Oder muss man auch mit besseren Messern rechnen?

  • Erstmal solltest Du zwischen Ballistischer Schutzweste, Schnitthemmender Schutzweste und Stichschutzweste differenzieren. Das sind verschiedene Westen mit verschiedenen Eigenschaften und Anforderungsprofilen.


    Eine ballistische Schutzweste bietet einen gewissen schnitthemmenden Effekt, ist aber nicht im Schwerpunkt darauf ausgelegt. Einen wirklichen Stichschutz bietet so eine Weste nicht, auch wenn der Kraftaufwand erhöht ist.
    Eine schnitthemmende Schutzweste tut das, was ihr Name andeutet: Sie reduziert die Einwirkung von schneidenden Klingenwaffen um ein gewisses Maß. Übersteigt die eingesetzte Kraft des Schnittes/Messers die Haltbarkeit der Weste, geht der Schnitt - zumindest teilweise - durch. Einen wirklichen Stichschutz bietet so eine Weste nicht, auch wenn der notwendige Kraftaufwand steigt.
    Eine Stichschutzweste schützt meist sowohl gegen Schnitte als auch gegen Stiche bis zu einer gewissen Maximalkraft. Dazu muss die Weste auch eine Traumaeinlage besitzen, um die Einwirkung auf den Körper hinter der Stichschutzeinlage zu reduzieren. Das kann entweder eine ballistische Schutzeinlage übernehmen oder eine reine Traumaeinlage. Gute Westen von Markenherstellern halten ziemlich viel aus, aber je nach Messerform, eingesetzter Kraft und Auftreffwinkel kann es auch hier zu einer Durchdringung der Weste kommen.
    Je nach Hersteller sind die Einlagen unterschiedlich gestaltet. Während bei den schnitthemmenden Westen häufig Gewebe aus entsprechenden Garnen oder bei billigen Westen Kunststoff- oder Leichtmetallplatten eingesetzt werden, wird bei Stichhemmenden Westen häufig ein Kettengewebe verwendet.

  • Zitat von D_R

    Mein altes Dienstmesser beim THW war ein Hatamoto von Cold Steel. Hier ist ein Video des Herstellers. Hier zeigt er, wie das Messer relativ problemlos die Motorhaube eines Autos durchsticht.


    Das ist heftig. Allerdings sollte dir bewusst sein, dass du ein solches Messer immer sicher aufbewahren solltest. Ist natürlich nicht ohne, wenn es dir geklaut wurde ... wer weiß, in welche Hände das Teil gerät ...

  • Zitat von anitah


    Allerdings sollte dir bewusst sein, dass du ein solches Messer immer sicher aufbewahren solltest. Ist natürlich nicht ohne, wenn es dir geklaut wurde ... wer weiß, in welche Hände das Teil gerät ...


    Wieso? Ich weiß nicht, aber ich komme aus einer Welt, in der ein Messer ein EDC Gegenstand ist. Dabei gehörte die SV oder gar ein Angriff eher nicht zu Sachen, die man mit einem Messer macht. Sondern z.B. ein Apfel oder ein Brötchen durchzuschneiden. Oder um das Messer als Hebel oder Schraubenzieher zu missbrauchen. Oder um die Initialen von sich und der neuen Liebe in die Rinde eines Baumes zu schnitzen.


    Und ich glaube nicht, dass jemand der mir das Messer gezockt hat, jemandem damit Schaden zufügt.

  • Krass wie das in eurem Heim abgeht. Hätte ein wenig mehr Dankbarkeit erwartet.
    Zum Thema wurde ja schon angemerkt, das eine Stichschutzweste mit Traumaplatten, also SK4 sinnvoll wären. Das ist natürlich eine teure Angelegenheit.

  • Zitat von Mart1n


    Zum Thema wurde ja schon angemerkt, das eine Stichschutzweste mit Traumaplatten, also SK4 sinnvoll wären.


    SK4 und "Traumaplatten" haben nur bedingt etwas miteinander zu tun.
    SK4 ist eine ballistische Schutzklasse (die heute nur durch Hartballistik erreicht wird und die dadurch auch ein großes Maß an Stichschutz im abgedeckten Bereich bietet). Da SK4 nur durch diese Platten erreicht wird, ist deren Stich- und Schnittschutz auch nur in den von ihnen abgedeckten Bereichen gegeben, in den für das Thema Schutz gegen Stiche/Schnitte interessanten Seiten- und Nierenbereichen hilft das gar nichts.


    Hierfür speziell ausgelegte Westen decken größere Körperbereiche ab als SK4-Westen dies tun, analog zu SK1-Westen (mit denen SK4-Platten auch häufig kombiniert werden). Problem an größerer Abdeckung, z.B. im Achselbereich, ist natürlich wieder sinkende Mobilität.


    Die von mir oben angeführten Traumaeinlagen decken dementsprechend natürlich auch mehr Fläche ab als der typische/übliche SK4-Schutz und sind für das hier diskutierte Thema besser geeignet. Daher ist das auch nicht miteinander synonym oder vergleichbar.


    Zitat von Mart1n


    Das ist natürlich eine teure Angelegenheit.


    Im Durchschnitt ist das eigene Leben und die eigene Gesundheit teurer.
    Im Übrigen fördert die VBG Stichschutzwesten derzeit mit 40% vom Nettopreis.


  • Wieder etwas dazu gelernt. Danke dafür. Ja von dem Prämienmodell der VBG habe ich auch erfahren und schaue mir gerade den Katalog und die Durchführungsanweisungen durch.


    LG Martin

  • Hallo,


    ich mochte noch zu bedenken geben, dass du dich im besten Fall in Bewegung befindest, wenn einer die Klinge zieht und nicht deppert da stehst. D.h. dass im Regelfall das Messer nicht mit voller Wucht gerade auf deinen Torso/deine Weste/ deine Trauma platte knallt. Du bist in Bewegung, das Messer streift dich, gleitet an dir entlang.


    Meiner Erfahrung nach halten die Platten richtig viel aus, ich habe aber auch noch nie erlebt wie eine schnitthemende Weste durchdrungen wurde. Im Grunde geht es ja auch erstmal darum, dass das Messer nicht ungehindert in deinen Leib gleitet und dort in den Organen rum schneidet.


    Ich habe große Probleme eine Weste zu finden die Beweglichkeit und Sicherheit in einem vereint.


    Bei uns an der Tür sind gerade Kettenhemden beliebt, von einer ähnlichen Struktur wie sie in Fleischereibetrieben eingesetzt werden. Was haltet ihr davon?

    Der klügste Krieger ist der, der niemals kämpfen muß.
    Sunzi

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